30. August 2013

Polytechnische Oberschule „Egon Schulz“



















Im Osten der Insel Rügen steht diese verlassene POS aus den siebziger Jahren, die den umherliegenden Unterrichtsmaterialien westdeutscher Verlage nach noch bis kurz nach der Wende betrieben, dann aber geschlossen wurde. Polytechnische Oberschulen waren die geläufige Schulform der DDR und gingen bis zur zehnten Klasse; die Hauptausrichtung dieser Schule schien, gemessen an der zurückgelassenen Einrichtung, auf handwerklichen und landwirtschaftlich orientierten Fächern zu liegen, was auch mit dem stark landwirtschaftlich geprägten Standort Rügen zu tun haben mag. Der Komplex sollte abgerissen und auf dem Gelände Wohnungen gebaut werden, ging aber an die Gemeinde zurück, da der bisherige Käufer nicht zahlte. Trotz der anderen Schreibweise der Schule in den Medien handelt es sich bei dem Namensgeber offensichtlich um den Unteroffizier Egon Schultz, der eine tragische Rolle in der Beziehung zwischen der DDR und der BRD spielte. Schultz hatte im Rügener Ort Putbus und in Rostock als Lehrer gearbeitet und leistete Mitte der sechziger Jahre seinen Wehrdienst bei den Grenztruppen der DDR. 1964 kam es im Rahmen einer vom Magazin „Stern“ finanzierten Tunnelfluchtaktion in der Strelitzer Straße in Berlin zu einem Schusswechsel mit einem Fluchthelfer. Schultz fiel, an der Schulter verletzt, hin, und wurde bei dem Versuch, wieder aufzustehen, versehentlich von einem seiner Kameraden tödlich getroffen. Die Führung der DDR behauptete nach dem Vorfall hingegen, er sei von dem Fluchthelfer Zobel erschossen worden und benutze ihn als stilisierten Volkshelden, nach dem Schulen, Brigaden und Straßen benannt wurden. Erst mit der Wende und der Öffnung der Stasiakten wurde der tatsächliche Ablauf seines Todes bekannt. Passend zu dieser offiziellen Sichtweise trägt das Keramik-Wandbild an dieser Schule den etwas martialischen Titel „Wehrbereitschaft der Jugend“.


27. August 2013

Feriencamp Prerow










Neben dem heutigen Regenbogen Camp in Prerow, auf dem sich zu DDR Zeiten bereits ein Zeltplatz befand, liegt diese aufgegebene Ferienanlage. Da die Ostsee schon damals ein beliebtes Urlaubsziel war und es hier eine ganze Reihe von Ferien- und Pionierlager gab, lassen sich Name und Funktion dieser Anlage nicht mehr genau recherchieren. Sie besteht jedenfalls aus einer Reihe von Stein- und Holzbauten, einem Sanitärhaus, Tischtennisplatten und Außenwaschbecken. Betreten lassen sich die meisten Gebäude nicht, es handelt sich aber ganz offensichtlich um ein Camp für Kinder; zusätzlich gab es mindestens einen besser ausgestatteten Bungalow, möglicherweise für Betreuer, dessen Inventar penibel von der „Stehlampe neu“ bis zum „Fernsehapparat 'Elektron'“ aufgelistet ist.

9. August 2013

Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Müggenburg











Die ehemalige LPG liegt in den Sundischen Wiesen der Halbinsel Zingst an der mecklenburgisch-vorpommerischen Küste. Seit dem beginnenden 20. Jahrhundert wurde mit unterschiedlichem Erfolg versucht, die eher feuchten und morastigen Wiesen für eine großflächige landwirtschaftliche Produktion zu nutzen, die erst ab 1923 mit einem Siedlungsprogramm und neuen Bauernhöfen wirtschaftlich möglich war. Nach dem Krieg wurde hier die LPG um den Ort Müggenburg errichtet, die 1964 in das Volkseigene Gut (VEG) Zingst-Darß übernommen wurde, das aus dem Zusammenschluss mehrerer LPGs auf der Halbinsel Darß/Fischland/Zingst entstand. Wie man an den Stallungen noch erkennen kann, lag der Kernbereich in der Rinderzucht, der für das ganze VEG wohl bei 20.000, für den Standort Müggenburg bei 10.000 Tieren lag und das größte Grünfuttertrocknungswerk in der DDR besaß. 1991 wurde der Betrieb eingestellt, seitdem scheint ein Großteil der Gebäude leer zu stehen, während das umliegende Land von bäuerlichen Betrieben weiterhin zur Viehzucht benutzt wird. Da von fast allen Gebäuden die Dächer entfernt wurden, ist das Gelände bereits stark verfallen.


7. August 2013

Strand-Hotel, Schwerin














Ebenso wie das Kurhotel auf dem Bornberg liegt auch das Strand-Hotel am Schweriner See, ist aber, da die Einrichtung ursprünglich nicht entfernt wurde, ungleich interessanter. Auch dieses Gebäude stammt aus den 1910er Jahren, blieb aber im Gegensatz zum Kurhotel über die Zeit als Gasthaus bestehen. Es gab ein Restaurant, eine Selbstbedienungsgaststätte und Konzertangebote, aber viele Informationen lassen sich zur Geschichte bis 1989 nicht finden; dem Gemisch aus west- und ostdeutschen Kraftfahrzeugen auf dem verblichenen Foto im Schaukasten nach zu urteilen war es auch noch nach der Wende in Betrieb, musste aber dann wohl doch schließen. Betrachtet man sich die Inneneinrichtung, sieht man, dass diese nicht mehr den Ansprüchen der Zeit entsprochen hätte, lässt aber einen Blick auf den Chic des vergangenen DDR-Luxus werfen: Die gehobeneren Zimmer besaßen eine nachträglich eingebaute PVC-Badzimmerkabine, in der Bar Plüsch, Holzkassetten an den Wänden und eine kleine Bühne, getönte Spiegel im Garderobenbereich. Wie so oft auch bei vielen anderen Objekten, wurden hier über die Jahre hochfliegende und hochgelobte Pläne wie der Umbau zu einem „Multimedia Hotel“ für den denkmalgeschützten Komplex vorgelegt, die aber nie realisiert wurden.