Im Osten der Insel Rügen steht diese verlassene POS aus den siebziger Jahren, die den umherliegenden Unterrichtsmaterialien westdeutscher Verlage nach noch bis kurz nach der Wende betrieben, dann aber geschlossen wurde. Polytechnische Oberschulen waren die geläufige Schulform der DDR und gingen bis zur zehnten Klasse; die Hauptausrichtung dieser Schule schien, gemessen an der zurückgelassenen Einrichtung, auf handwerklichen und landwirtschaftlich orientierten Fächern zu liegen, was auch mit dem stark landwirtschaftlich geprägten Standort Rügen zu tun haben mag. Der Komplex sollte abgerissen und auf dem Gelände Wohnungen gebaut werden, ging aber an die Gemeinde zurück, da der bisherige Käufer nicht zahlte. Trotz der anderen Schreibweise der Schule in den Medien handelt es sich bei dem Namensgeber offensichtlich um den Unteroffizier Egon Schultz, der eine tragische Rolle in der Beziehung zwischen der DDR und der BRD spielte. Schultz hatte im Rügener Ort Putbus und in Rostock als Lehrer gearbeitet und leistete Mitte der sechziger Jahre seinen Wehrdienst bei den Grenztruppen der DDR. 1964 kam es im Rahmen einer vom Magazin „Stern“ finanzierten Tunnelfluchtaktion in der Strelitzer Straße in Berlin zu einem Schusswechsel mit einem Fluchthelfer. Schultz fiel, an der Schulter verletzt, hin, und wurde bei dem Versuch, wieder aufzustehen, versehentlich von einem seiner Kameraden tödlich getroffen. Die Führung der DDR behauptete nach dem Vorfall hingegen, er sei von dem Fluchthelfer Zobel erschossen worden und benutze ihn als stilisierten Volkshelden, nach dem Schulen, Brigaden und Straßen benannt wurden. Erst mit der Wende und der Öffnung der Stasiakten wurde der tatsächliche Ablauf seines Todes bekannt. Passend zu dieser offiziellen Sichtweise trägt das Keramik-Wandbild an dieser Schule den etwas martialischen Titel „Wehrbereitschaft der Jugend“.
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